KONZERT
Wann: 21.02.2020 — Wo: Objekt 5 Halle — Wer: Tom Schilling & The Jazz Kids
Das Singen mit dem Rücken zum Publikum. Hat das eigentlich Jim Morrison erfunden? Oder ist er nur derjenige, der es populär gemacht hat? Auf jeden Fall hatte auch Tom Schilling an diesem Freitagabend im ausverkauften Objekt 5 die Angewohnheit, es dem Frontmann von The Doors gleichzutun. Auf eine sympathisch-schüchterne Art und irgendwie ein wenig abwesend sang er da von Liebe und deren Vergänglichkeit. Melancholisch fügte sich daran eine Melange an das Leben und den unvermeidlichen Tod. Und immer schwang dabei ein gewisser traurig-düsterer Unterton in seinem Gesang mit. Professionell begleitet wird Tom Schilling – fast die kompletten achtzig Minuten – von The Jazz Kids, die seine markante Stimme, die der geneigte Konzertbesucher natürlich aus diversen deutschen Filmproduktionen kennt, ins rechte Licht rückten, ab und an aber durchaus aus dem melodischen Korsett ausbrachen, um den Liedern den gewissen, besonderen Esprit zu verpassen. Und das tat den auf Basis der Studioversionen recht klinischen Interpretationen sehr gut. Das Aufbrechen der klassischen Songstrukturen, die das erste Album Vilnius durchziehen und die Überführung in stellenweise wilde Livekonstrukte gaben den lyrisch ohnehin intelligent auftretenden Stücken den Extratouch. Das Publikum wusste das Engagement vollumfänglich zu würdigen und taute mit zunehmender Spielzeit merklich auf. Gleiches lässt sich auch vom Frontmann sagen, der mehr und mehr mit der Masse kommunizierte und die Stimmung somit zusätzlich auflockerte. Getreu dem Motto ‚Hast du denn noch nicht genug?‘ bewegte sich das Konzert geradlinig gen Höhepunkt. Dass Tom Schilling den gelungenen Abend dann mit einer Reminiszenz an seinen musikalischen Helden Rio Reiser beendete, war nurmehr konsequent, erinnerte die gesamte Performance doch oft an eben jenen Text- und Sangesvirtuosen der Vergangenheit.
PS: Ein kurzes Wort sei auch dem musikalischen Vorturner Andreas Vey gegönnt, der mit seiner „engelsgleichen Stimme“ (O-Ton Tom Schilling) den abendlichen Reigen mit ruhigen, verträumten Melodien voller Fernweh und Sehnsucht nach Mehr startete. Und danach beim kurzen Gespräch mit seiner offenen Art weitere Pluspunkte sammeln konnte. Auf das demnächst erscheinende Album des jungen Mannes darf man gespannt sein.
Hach ja, Konzerte. Die gute, alte Zeit!
Die gibt’s bald wieder. Da bin ich mir ziemlich sicher. 🙂