#Horrorctober: Carrie von Kimberly Peirce

Titel: Carrie
Regie: Kimberly Peirce
Produktionsland: USA
Jahr: 2013
Horrorctober-2018b

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Mir war nie so bewusst wie sehr sich das Remake des Horrorklassikers (was für ein Unwort) am Original entlang hangelt, was wohl damit zusammen hängt, dass es zu lang her ist als Carrie den Weg in mein Sehzentrum fand. Im Zuge der Sichtung von Kimberly Peirce Hommage gleichen Namens – und ja, man darf mit Fug und Recht behaupten, dass es genau das ist – frischte ich daher mein Wissen zum Brian de Palma Werk auf, weshalb ein Vergleich beider Versionen durchaus sinnvoll erscheint.

Die Geschichte in irgendeiner Form anders zu erzählen, ist aufgrund der bereits stimmigen Buchvorlage eher kontraproduktiv, weshalb sich die Regisseurin in diesem Punkt auch in großen Teilen an der Erstverfilmung orientiert und lediglich die Zeitebene verjüngt. Smartphones und Internet bestimmen den Alltag der Schüler. Das gute alte Mobbing oder Hänseln (wie es wohl zur Entstehungszeit des Originals eher geheißen hat) besteht noch immer. Und Carrie White besticht schon aufgrund ihres Äußeren und ihrer extremen religiösen Sozialisierung als dankenswertes Opfer. Das Manko von Chloë Grace Moretz ist nur: Sie ist einfach viel zu süß um als klassische Außenseiterin zu fungieren. Viel eher wäre sie wohl das It-Girl der Highschool. Die schüchterne Zurückhaltung mag noch passen, die irre Attitüde dann schon viel weniger. Hier punktet Sissy Spacek allein schon durch ihre düsterere Grundeinstellung. Wo das Original aber definitiv den größten Horror entfaltet, ist bei der Figur der Mutter. Während Julianne Moore im Remake eher die zurückhaltend stille, gläubige Christin mimt, präsentiert sich Piper Laurie im 1976er Pendant als eine wilde Furie, die mit allen Mitteln ihre religiös moralischen Werte bei der Tochter verankern will, ohne Rücksicht auf Verluste. Dennoch ist für beide Versionen das Ende dann ähnlich bestechend (oder doch erstechend?). Der junge Carrie Output stellt die Protagonistin allerdings auch reifer und wißbegieriger dar. Insbesondere ihr Faible die telekinetischen Kräfte genauer zu studieren, um derer Herr zu werden, zeugt von einer emanzipatorischeren Herangehensweise und modernere Interpretation der Figur an sich. Das kann durchaus gefallen. Visuell sind beide Werke sehr düster und stimmig inszeniert. Der finale Shoot-(respektive Blood)out kommt bei Kimberly Peirce allerdings sehr viel intensiver und opulenter daher, was sicher auch der jüngeren Zuschauergeneration geschuldet ist, die knapp vierzig Jahre später Grausigeres gewohnt ist und dementsprechend unterhalten werden will. Das Remake bedient diesen Anspruch ohne dabei die Charakterisierung der Figuren zu vernachlässigen.

Carrie ist – wie bereits zu Beginn erwähnt – eine gelungene Hommage an de Palmas Kultstreifen. Das sieht man in jeder Szene, die sich bewusst an die Inszenierung des Originals anlehnt. Selbst einzelne Dialoge werden eins zu eins übernommen. Kimberly Peirce will gar nicht etwas Neues schaffen, sondern mit viel Liebe zum Detail, Begeisterung für das Sujet und Hingabe an die Figur der Carrie White eine Brücke zwischen der alten (fun fact: Sissy Spacek hat die Neuverfilmung sogar coproduziert) und der jungen Generation schlagen. Und ganz ehrlich: Auch die alte Generation wird das Remake wohlwollend zur Kenntnis nehmen oder sogar mit Zuneigung überhäufen. Was immer noch besser ist als mit Schweineblut.

Dieser Film ist gleichzeitig Teil meiner Reihe #52FilmsByWomen.

 

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9 Antworten zu #Horrorctober: Carrie von Kimberly Peirce

  1. Wortman schreibt:

    Ich bleib lieber bei dem Original.

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