„Skrupulös ist das! Echt skrupulös!“ – „Das heißt skrupellos und eigentlich meinst du wohl eher deliziös.“ Er liebte es seinen Bruder zu verbessern, obwohl er gerade etwas ganz anderes zu tun hatte. Zum Beispiel dieses perfekte Stück Fleisch ordentlich zu filetieren oder wie sein Bruder in seiner Wortbeschränktheit sagen würde ‚zu schneiden‘. Aber das war angesichts des wirklich wunderbar frischen und jungen Fangs, der beiden Brüdern am heutigen Tag ins Netz gegangen war, ein nicht adäquater Ausdruck und dem Anlass unangemessen. „Nein, nein. Ich meine schon das andere Wort. Wie sagtest du? Skrupulös? Skrupellös?“ Sein Bruder versuchte verzweifelt die korrekte Aussprache zu erwischen. Ohne Erfolg. „Setz dich einfach und begutachte das deliziöse Mahl. Ein Genuss sondergleichen wird dir zu deinem Ehrentage kredenzt. Lass es dir schmecken.“ Sein Bruder schaute auf den Teller, der vor ihm auf dem Tisch stand. „Und du willst nichts?“ – „Später. Ich muss zuvor noch aufräumen.“ Er ging gemessenen Schrittes gen Ausgang und dann schnurstracks Richtung Garage. Das Blut auf der Werkbank roch noch immer angenehm. Sofort überkam ihn ein Hungergefühl. Doch vor dem Vergnügen stand die Arbeit. Und so reinigte er zuerst die Arbeitsplatte, stellte alle Werkzeuge zurück an den angestammten Platz und schnappte sich dann die übrig gebliebenen Teile des toten Körpers, die in dem großen Plastiksack darauf warteten in tausend kleine Bestandteile zerlegt zu werden. ‚Sie war schon ein hübsches kleines Ding. Und diese zarte Haut. Wirklich zum Anbeißen.‘ Dachte er auf dem Weg zur Knochenmühle. ‚Ein schmackhaftes Geburtstagsgeschenk für meinen kleinen Bruder. Nicht weniger hat er verdient.‘ Er ging zurück ins Haus, setzte sich an den Tisch und griff sich beherzt und dabei diabolisch grinsend ein Stück Fleisch. „Wahrlich – sehr deliziös.“
Die Etüden – ein wundervolles kleines Projekt, dass an dieser Stelle näher beschrieben wird und gern noch viel weiter in die Bloggerwelten getragen werden darf. Anlässlich des laufenden #Horrorctober ist mein Beitrag ein wenig düster angehaucht. Aber dennoch sei gesagt: Mahlzeit! 😉
Mich gruselst ein wenig, denn ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich hier um Menschenfleisch handelt und wir eine Reise nach Bali gemacht haben?
Ob wir auf Bali sind, weiß ich gar nicht. Das mit dem Menschenfleisch mag aber durchaus stimmen.
Düster, fürwahr. Hannibal Lecter lässt grüßen, oder ist der schon längst wieder out?
Liebe Grüße
Christiane
Ich glaub, der ist out. Der Serie fand ich jedenfalls nicht so wirklich gelungen.
Ich kenne die Serie nicht mal, nur den/die Originalfilme. Hoffnungslos (ich), schon okay.
Da hast du auch nicht so viel verpasst. Der Originalfilm („Das Schweigen der Lämmer“ respektive das Buch) sind allerdings schon ziemlich gut.
Fein gemacht. Es kann ja nicht immer Soylent Green sein 😉
Schöner Film. 🙂
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Na Mahlzeit!
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Uh, diabolisch gutes Stück Text. Deliziös möchte man gar meinen. 🙂 Schade, dass ich es nicht zu Halloween gelesen habe, sondern erst jetzt
Kann man aber auch noch später genießen. 😉
Das ist ja total geil… Du hast hier ja paar Jahre vorher die gleiche Idee gehabt wie ich 🙂 🙂
Cool!!
Hatte wahrscheinlich vorher wieder irgendeinen Horrorfilm geguckt, der mich dazu animiert hat… 😀
Zu einer ähnlichen Story hatte mich damals der Film „Tattoo“ inspiriert.