Kurz und knackig: Die Flimmerkiste April

Mit etwas Verspätung kommt die aprilianische Flimmerkiste angerauscht. Manchmal brauchen Einschätzungen doch länger als gedacht.

Unbreakable (2000)

Split noch nicht gesehen. Glass auch nicht. Aber jetzt im Rewatch nach sehr vielen Jahren immerhin den hier. Mir war nie bewusst, wie sehr der Film dem Superhelden-Genre verhaftet ist. Schnelles Tempo, gutes Timing. Plausible Story. Nachvollziehbare Charaktere und eine stringente Handlung. Wenn M. Night Shyamalan will, dann kann er wirklich tolle Geschichten erzählen. Unbreakable ist so eine.

Så som i himmelen – Wie im Himmel (2004)

Stellenweise will der Film zu viel auf einmal. Zu viel Drama von mehreren Figuren gleichzeitig. Das tut zum einen der Länge nicht gut und zum anderen der Geschichte rund um den eigentlichen Protagonisten, gemimt vom großartigen Mikael Nyqvist. Trotzdem nimmt einen Wie im Himmel gefangen, zieht einen hinein in die musikalische Welt dieser so grundverschiedenen Charaktere und zaubert öfter ein verständnisvolles Lächeln ins Gesicht. Die universelle Botschaft überstrahlt die ab und an überbordende Erzählung und verschafft immer wieder kleine, signifikante Sympathiepunkte.

Iron Sky – Director‘s Cut (2013)

Es gibt Trashfilme, die sind genau das: für die Tonne. Und dann gibt es Kandidaten, die in jeder Pore nach Trash triefen, aber dennoch ungemein Spaß machen. Der erste Iron Sky ist solch ein Film. Schon die Grundprämisse ist unglaublich naiv und dabei doch sympathisch cool. Ähnlich verhält es sich mit den durchaus fähigen Schauspielern, deren Figuren so überambitioniert stereotyp erscheinen und trotzdem sympathisch-ehrlich agieren. Für einen bierseligen, kurzweiligen Abend lohnt sich ein schmunzelnder Blick durchaus.

Get out (2017)

Warum bin ich eigentlich so lange um diesen Film geschlichen? Get out spielt mit der psychologischen Horrorkomponente auf intelligente Art, bietet mit der Auflösung hinter der ganzen Geschichte einen ironischen Seitenhieb auf vordefinierte Stereotypen und verliert dabei nicht den Fokus auf das Erzählen einer in sich funktionierenden, kohärenten Story, die selbst durch das – dem Rest des Films zuwiderlaufende – blutig-splatterige Finale keinerlei Schaden erleidet. Eine unbedingte Sehempfehlung sei hiermit kommuniziert.

Schneeflöckchen (2017)

Erster Gedanke: Schon wieder ein Trashfilm. Zweiter Gedanke: Coole Idee! Und danach: Mit Amüsement der mit viel Witz, Esprit, Elan und Intelligenz gewürzten Handlung gefolgt, die ja eigentlich erst während der Erzählung entsteht. Klingt komisch, ist aber so. Und ist sogar verdammt stimmig. Hinzu kommen zwei zwar irgendwie trottelige, nichtsdestotrotz aber auch einfallsreiche Protagonisten, die uns durch den an vielen Stellen tarantinoesken Film führen, ohne uns zu verlieren, was aufgrund der filmischen Struktur durchaus eine Gefahr gewesen wäre. Wenn der deutsche Film sich traut, kommen Werke wie Schneeflöckchen dabei heraus. Bitte öfter trauen! Danke.

Dreimal verschlug es mich im April auch ins Kino. Eigentlich sogar in drei verschiedene Kinos. Man muss ja versuchen allen Filmkulturhäusern der Stadt ein wenig Unterstützung angedeihen zu lassen. Mission accomplished.

Beach Bum (2019)

Wie meinte mein mitschauender Freund kurz nach dem Film: Das muss man sich auch erstmal trauen. Fürwahr. Harmony Korines zweiter (von mir gesehener) Streich namens Beach Bum ist ein verqueres Irgendwas von einem Film, dessen Inhalt so wirr-chaotisch dargestellt ist, wie der Protagonist (ein filmisch völlig neben der Spur agierender Matthew McConaughey) selbst. Zersplitterte Erzählung, mitunter zusammenhanglos in einzelnen Bildern aufblitzend. Kein in sich ruhendes, dafür ständig wuselndes, wackliges Werk, in dem ohne Unterlass über (angebliche) Nichtigkeiten geplaudert wird. Und doch irgendwie faszinierend, weil im Kern eine wirkliche Heldengeschichte erzählend, die man suchen und versteckt unter viel Unsinn finden wird. Egal wie unsympathisch die Hauptfigur auch daherkommen mag. Beach Bum wird die Zuschauerschar gespalten und hilflos nach Antworten suchend zurücklassen. Das muss man sich auch erstmal trauen.

Captain Marvel (2019)

Und dann war da noch der Marvel-Monat. Beginnend mit der (chronologischen) Pflicht in Form von einer im Kern typischen Originstory mit 1990er Jahre Kolorit und einigen gut funktionierenden Buddymovie-Elementen. Captain Marvel hat bei mir dummerweise den Superman-Effekt erzeugt, was mir die Figur an sich (trotz engagiertem Schauspiel der hochverehrten Brie Larson) ein wenig verleidet. In summa tatsächlich kurzweilig genug, um nicht langweilig zu sein, aber auch nicht gut genug, um im Franchise hervorzustechen. 

Avengers: Endgame (2019)

Es folgte die Kür. Der große Abschluss der Saga um die Infinity-Steine. Ein Endspiel, das am Anfang überraschend ruhig und mit psychologischem Drama aufwartet, dann in ein klamaukig-komisches Zeitreise-Puzzlespiel übergeht, um im großen Finale mit bombastisch-epischen Schlachtbildern zu brillieren. Avengers: Endgame gelingt ein rundes Ganzes, dass den Fokus (zu Recht!) auf die alten, den Fan des Franchise seit Jahren begleitenden Kern der Superhelden setzt und gerade diesen Figuren auf intelligente Art das jeweils passende Ende schenkt. Respekt für die gelungene Verknüpfung eines immens umfangreichen Universums geht raus an die Russo-Brüder, die trotz der ebenfalls epischen Filmlänge ein wie im Flug vergehendes Abschlusswerk erschaffen, dessen Bildgewalt in jeder Sekunde gefangen nimmt.

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5 Antworten zu Kurz und knackig: Die Flimmerkiste April

  1. Bri schreibt:

    Iron Sky ist einer der Lieblingsfilme meines Mannes – Ironie, Satire pur – mir immer ein wenig zu viel, aber er steht im DVD Regal. Was Captain Marvel angeht – da habe ich einen anderen Blick drauf, so als Frau. Klasse Film. Endlich eine Superheldin, die nicht in kurzem Röckchen und mit knappem Oberteil niemandem etwas beweisen muss, sondern einfach tut, was getan werden muss. Ohne mit der Wimper zu zucken. Ich fand ihn grandios und für Frauen so ewtas wie Black Panther für die afroamerikanische Gemeinde …
    Endgame – Schocker zu Beginn, mittendrin und kurz vor dem Ende – folgerichtiig, alles dabei, von witzig zu tragisch und vor allem die Erkenntis: auch an Superhelden gehen gewisse Dinge nicht vorbei. Drei Stunden, die wie im Flug vergingen, vollgepackt, so dass ich ihn unbedingt noch mal sehen muss, bevor erst Ende des Jahres die DVD rauskommt. Und dann kommt ja auch noch Spidey … der ja doch noch irgendwie einen weieren Abschluss dieser unglaublichen 10 Jahre MCU bieten wird. LG, Bri

  2. Wörter auf Reise schreibt:

    Schneeflöckchen werde ich mir mal auf DVD zulegen, wenn sich der deutsche Film mal was traut, muss man das auch unterstützen. Der Nachtmahr wartet auch noch von mir geschaut zu werden 🙂

  3. bullion schreibt:

    Mit „Iron Sky“ konnte ich so gar nichts anfangen. Ansätze waren zwar da, doch letztendlich war mir das selbst als Trash-Film alles zu plump und unsatirisch, als dass er mich wirklich hätte unterhalten können.

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