Blogparade: “Älter als ich” — Filme aus einer anderen Zeit

Die liebreizende (und noch blutjunge) Miss Booleana hat zu einer neuen Blogparade aufgerufen, die uns alten Säcken gewidmet ist. Und mit uns meine ich natürlich nicht mich, sondern alte Filme. Alt bedeutet in ihrer Definition alles vor meiner Geburt, was – um das gleich vorweg zu klären – das beste Jahr der 1970er ist, nämlich 1978. (Obwohl ich filmtechnisch da jetzt schon sagen kann, das es einige Abstriche zu machen gibt. Aber man kann halt nicht alles haben. Entweder gute Filme oder mich.) Zehn Filme sollen es sein, plus einem herausragenden aus dem Jahre 1978. Na mal schauen, was wir da so schauen…

Das Cabinet des Dr. Caligari (1920)

Der expressionistische Filmklassiker. Abgesehen von der gruselig grauseligen Geschichte fallen hier besonders die Bilder auf. Schaurig schräge Bauten, dunkle Ecken, Lichtspielereien. Regisseur Robert Wiene und sein Ausstattungsteam verstehen es wunderbar ausgeleuchtete (oder eben gerade nicht) Bilder zu erzeugen. Von den Filmen der Stummfilmära ist dieser (neben „Nosferatu“ und dem gleich folgenden) mein Liebling. Und glücklicherweise gibt es diese Ära ja schon frei zugänglich im WeltWeitWeg Netz:

Metropolis (1927)

Fritz Lang setzte mit diesem Werk filmtechnisch neue Maßstäbe. Auch hier zeigt sich noch der aus der Malerei stammende expressionistische Einfluss. Aber nicht mehr so extrem wie beim vorherigen Film. „Metropolis“ ist auch heute noch eine (wieder) aktuelle Geschichte rund um eine dystopische Welt, die von einem diktatorisch waltenden Herrscher regiert wird, der durch einzelne Helden in einem revolutionären Umsturz hinweggefegt wird. Beeindruckend sind die futuristischen Bilder und ihr bis heute wirkender Einfluss auf die Filmgeschichte. (Man möge sich einfach mal „Blade Runner“ im Vergleich anschauen, um die Referenzen auf „Metropolis“ und dessen geschaffene Welt zu erkennen.) Und auch hier gibt es den Film (in seiner restaurierten Fassung) online zu geniessen. Wer es noch nicht getan hat – jetzt ist die Gelegenheit, das Vorhaben in die Tat umzusetzen:

Citizen Kane (1941)

Dazu muss ich nichts weiter sagen, weil ein paar kurze Ausführungen gibt es bereits an dieser Stelle.

Casablanca (1942)

Hach, Ingrid Bergman. Was für eine faszinierende Frau. Die kann man sich immer anschauen. Und dann an ihrer Seite auch noch der coolste Obermacho überhaupt – Humphrey Bogart. Damals, als diese Art Männlichkeit noch unwiderstehliche Wirkung auf die Frauenwelt erschuf. „Casablanca“ wird schlechterdings immer als Romanze bezeichnet, was dieser Film allerdings ganz und gar nicht ist. Sondern sehr viel mehr eine Gangster- und Crimestory, mit düsteren Gesellen, tödlichen Vorfällen und heldenhaften Helden (wer das ist, muss ich hier wohl nicht erwähnen). Und einigen großartig besetzten Nebenrollen wie Peter „M“ Lorre oder Claude Rains als Vichy-Regime-Franzosenkommissar. Also: nicht in die Augen, sondern auf den Bildschirm schauen, während dieser Film läuft.

The Big Sleep (1946)

Apropos Gangster- und Crimestory. Ich bin ja ausgewiesener Film Noir Fan. Ich liebe diese Bilder. Schummrig-schattig. Schwarz-weiß. Neblig-nebulös. Letzteres lässt sich dann vor allem auch immer auf die erzählte Geschichte übertragen. Da ist der einsame Wolf, der in eine verbrecherische Tat verstrickt wird (oder selbst darin aktiv ist) und es gibt die eine undurchschaubar-geheimnisvolle Femme Fatale, die in einem zwielichtigen Spiel der im Film auftretenden männlichen Garde die Köpfe verdreht. Der Film Noir Output hatte seinen Höhepunkt vorrangig in den 1940er und 1950er Jahren. Dabei entstanden viele echt schlechte Filme, aber auch ein paar unvergessliche Perlen des Genres. „The Big Sleep“ ist letzteres! Ohne Zweifel sehr sehenswert.

Die Mörder sind unter uns (1946)

Der erste deutsche Film der Nachkriegszeit und dann bereits mit solch einer Botschaft! „Die Mörder sind unter uns“ thematisiert die Schuld der Deutschen an den Verbrechen des Krieges und zeigt diese offen auf. 1946 war dies ein Affront sondergleichen. In der zerbombten Kulisse der Hauptstadt Berlin spielend, verfolgen wir den Kriegsheimkehrer Dr. Hans Mertens (alias E.W. Borchert) zurück in die friedvolle Welt nach Jahren der Zerstörung und des Todes und sehen die Annäherungen an die ebenfalls (woanders her) heimgekehrte Jüdin Susanne Wallner (gespielt von einer blutjungen Hildegard Knef). Beide werden von den Gespenstern der Vergangenheit eingeholt und nur der Zusammenhalt kann sie aus den dunklen Erinnerungen erretten. „Die Mörder sind unter uns“ ist einer der besten Antikriegsfilme und eine unbedingte Sehempfehlung wert.

Breakfast at Tiffany’s (1961)

Hach, Audrey Hepburn. Was für eine faszinierende Frau. Deja vu voraus. 🙂 Kommen wir von den düsteren und dystopischen Werken zu „Breakfast at Tiffany’s“. Mit einer bezaubernd-frischen, amüsant-verspielten, aber eben auch schmerzlich-leidvoll geplagten Holly Golightly. Ms. Hepburn verkörpert diese Holly so ungemein perfekt. Man muss ihr bei diesem Schauspiel einfach fasziniert zuschauen, sich daran erfreuen, den Kopf schütteln, ob der verpeilt-verschrobenen Aktionen, die diese Dame in diesem Film so fabriziert. Aber eben doch der Geschichte folgen und sich unbemerkt immer mehr in Holly Golightly verlieben, weil – ja, weil sie einfach nur liebenswert ist. Punkt!

Spiel mir das Lied vom Tod (1968)

Western. Noch so ein Genre, das ich gern schaue. Insbesondere die alten John/John Teile (also Regisseur John Ford mit Schauspieler John Wayne). Und dann natürlich Sergio Leones Klassiker, wie die Eastwood-Dollar-Trilogie und der hier. Der Typ mit der Mundharmonika. Ich glaube, dies ist der einzige Film, der es schafft mit knapp zehn Minuten Nichtstun von Nichtsnutzen an einem verstaubten, leeren Bahnhof und einer Fliege in der Nebenrolle so viel Spannung zu erzeugen, das man gebannt auf den Bildschirm schaut. „Once upon a time in the west“ ist zum einen eine Hommage an das Westerngenre an sich und zum anderen gleichzeitig der Abgesang an diese Form von Western. Sozusagen Spiel-mir-das-Lied-vom-Tod-des-alten-klassischen-Western oder so ähnlich.

Die Legende von Paul und Paula (1973) 

Der DEFA-Klassiker schlechthin darf in dieser Liste nicht fehlen. „Die Legende von Paul und Paula“ ist ein wundervoll schräg skurriles und doch auch tragisches Filmvergnügen. Das duo infernale Angelica Domröse und Winfried Glatzeder harmonieren aber auch wunderbarst. Und dann tritt im Film als Sahnehäubchen auch noch die Ostrockband Die Puhdys auf. Passt also alles gut zusammen. Und macht immer wieder Spaß beim Zuschauen.

One flew over the cuckoo’s nest (1975)

Irre. Ein irre guter Film. Ein irre gut aufgelegter Jack Nicholson in der Hauptrolle. Ein wirre-irres filmisches Umfeld und dann auch noch eine der fiesesten weiblichen Figuren der Filmgeschichte. Oberschwester Mildred Ratched (verkörpert von Louise Fletcher) ist böse, gemein und kann so unglaublich hinterlistig gucken. Und das sage ich, obwohl der böse, gemein und unglaublich hinterlistig guckende (allerdings in einem anderen Film) Mr. Nicholson mitspielt.

So. Fertig. Zehn filmische Glanzstücke, die älter sind als ich selbst. Und doch noch nicht gealtert sind (ebenfalls so wie ich). Jetzt fehlt nur noch der eine Film aus meinem Geburtsjahr und wenn es einen Moment gibt, wo ich mir denke: ‚Mist, hätte ich nicht ein Jahr zuvor geboren sein können?‘ dann an dieser Stelle. Denn 1977 kam natürlich der Science Fiction Klassiker (und zur Zeit ja im Kino wunderbar zitierte) Film schlechthin heraus: Star Wars. Luke und Han. Die Helden einer ganzen Generation. Mein Jahr – demgegenüber – sieht filmhistorisch eher mau aus. Aber immerhin gibt es aus diesem 1978 einen der großen Antikriegsfilme (und meiner bescheidenen Meinung nach der bessere „Apocalypse Now“), nämlich…

The Deer Hunter

Der zu Beginn mit einer sich ziemlich lang dehnenden Exposition aufwartet, die dann aber in starke Bilder kriegerischer Gräuel und was diese mit der Psyche der involvierten Menschen anrichtet mündet. Bilder, die sich einem ins Gehirn brennen, weil sie so intensiv wirken. Ein fatalistisches Werk voll zersetzender Elemente – körperlich und seelisch zersetzend. Um am Ende alle Protagonisten hoffnungslos zurückzulassen. Wie sagt man immer so schön: Großes Kino!

So. Jetzt aber endgültig und unabänderlich fertig. Ich danke für die Aufmerksamkeit und… Weitermachen.

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11 Antworten zu Blogparade: “Älter als ich” — Filme aus einer anderen Zeit

  1. Nummer Neun schreibt:

    Metropolis sollte ich mir tatsächlich endlich mal anschauen!

  2. Gorana schreibt:

    2 davon kenne ich sogar auch. Und Citizen Kane habe ich jetzt auch schon mal Zuhause liegen. Ich hoffe ich finde bald Zeit ihn mir in Ruhe anzusehen. Übrigens schön noch jemanden hier zu haben der die Kindheit in den 80ern verbracht hat. 😀

  3. Miss Booleana schreibt:

    Endlich dazu gekommen weiter die Beiträge anzugucken … bei dir sind einige dabei, die ich noch gar nicht geschaut habe. Kriegsfilme und Western haben es aber schwer bei mir. Andere Klassiker feiere ich auch sehr. Metropolis war auch auf meiner Liste. Citizen Kane muss ich schleunigst nachholen. 🙂 Danke fürs mitmachen!

    • Stepnwolf schreibt:

      Bitte gern. 🙂 Meine beiden genannten Kriegsfilme stellen eher weniger den Krieg an sich da, sondern mehr die psychischen Folgen daraus. Und der Western ist zwar relativ klassisch gefilmt, aber dennoch ganz anders gemeint. Once upon a time in the west kommt mehr als Abgesang (mit Mundharmonika) auf das Genre daher…

  4. Pingback: Blogparade: 10 x Ich – Filme aus meinem Geburtsjahr | Weltall. Erde. Mensch…und Ich.

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